2013/07/24

Ich umklammere das Taschenmesser von Oliver fest und spüre, wie mir das Herz bis zum Hals schlägt. Vor meinem inneren Augen läuft immer wieder der selbe Film, regelrechte Paranoia - Messer zücken, Waffe entsichern, zustechen. Mein Atem geht flach und ist doch laut und deutlich hörbar.
Ein paar Männer die vor einer Kneipe hocken durchbohren meinen Rücken mit ihren Blicken - ich höre, wie sie tuscheln. Immer wieder drehe ich mich um, versuche, mich zu beruhigen. Es ist zwei Uhr in der Früh.
Ich umklammere das Messer so fest, dass meine linke Hand bereits schmerzt. Der Abdruck der Klinge malt sich deutlich auf meiner Handfläche ab. "Noch eine halbe Stunde. Eine halbe Stunde, und du bist Zuhause", flüstere ich stumm. Meine Nervosität ist nicht unbegründet. Der Stadtteil, den ich durchqueren muss um zu meiner von versnobten und arroganten Arschlöchern bewohnten Siedlung zu gelangen, ist berühmt berüchtigt für nächtliche Übergriffe und auch bei Tageslicht nicht wirklich sicher.
Ich schrecke auf, als neben mir ein Auto tönt. Es fährt langsam neben mir her. Zielstrebig gehe ich weiter und lasse mich nicht ablenken, richte meinen Blick aber stets auf das Fahrzeug. Die Fensterscheibe wird herunter gekurbelt. "Ist schon spät, findest du nicht? Steig doch ein". Statt zu antworten versuche ich, böse dreinzublicken, die Miene meines Gegenübers bleibt jedoch unverändert. Ich entsichere das Messer zum gefühlten hundertsten Mal. Selbst wenn ich mir der Tatsache bewusst bin, dass ich niemals jemanden mit der Waffe in meinem Händen verletzen könnte, gibt sie mir unendlich viel Sicherheit. Ich kann mich verteidigen, wenn ich es muss. Ich kann mein Überleben sichern. Selbst wenn das Messer nur eine Warnung - eine Drohung ist - es ist und bleibt eine Waffe, ich kann über sie richten. Ich verfüge über Macht.
"Was ist denn Kleine? Jetzt steig schon ein", die Stimme des Mannes wird herrischer. "Wo willst du denn hin?". Er grinst. Ich beschleunige meine Schritte. "Komm schon Mädchen", schon ist das Fahrzeug wieder neben mir. "Du kannst bei uns übernachten. Na, ist das nicht was?": Ich betätige den Knopf über der Sicherung und die Klinge schnellt augenblicklich nach oben und schneidet mir dabei leicht in die Handfläche, da ich reichlich ungeschickt bin. Eindruck schinden tue ich trotzdem. "Ich komme sehr gut alleine zurecht", antworte ich kühl, doch in meinem Körper tobt ein Sturm. Wenn nicht diese beiden Kerle über mich herfallen und mich im Wald verscharren, wird mich ein Herzinfarkt dahin raffen. Ganz sicher.
Ich werfe dem Mann im Wagen einen warnenden Blick zu. Er wirkt zunächst überrascht, grinst dann aber bloß wieder. "Du weißt doch gar nicht wie man damit umgeht, Kleine". Ich bemühe mich um ein selbstsicheres Grinsen. "Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher". Der Kerl welcher den Wagen steuert wirkt unsicher. "Lass gut sein", murmelt er leise. "Du solltest auf deinen Freund hören", zische ich und schlucke. Der Typ ballt die Faust. "Du kannst mich mal! Geistesgestörte Schnepfe", faucht er, während sein Kumpel aufs Gaspedal tritt. Sekunden später lasse ich auf die Treppen eines mir unbekannten Hauseinganges sinken. Und spüre, wie mir die Tränen übers Gesicht laufen. Bin wohl doch nicht so mutig, wie ich aussehe.

2013/06/29

belladonna

Im Wartezimmer sitzend und mit baumelnden Beinen starre ich auf den Bildschirm meines alten Gameboys. Ich bin mal wieder damit beschäftigt, Prinzessin Zelda zu retten, als die Sprechstundenhilfe den Raum betritt und mich zum Arzt ruft.
Seufzend lasse ich die Konsole in meiner Tasche verschwinden und nehme auf einem Ledersessel vor dem großen Schreibtisch meines Arztes Platz.
"Wie fühlen wir uns heute?", fragt er, als er das Zimmer betritt und desinfiziert sich die Hände. Ich zucke mit den Schultern. "Normal", antworte ich. "Normal?", wiederholt er. Als ich darauf nichts erwidere, lässt er sich in seinen Stuhl mir gegenüber sinken und schaut mich aus wachsamen braunen Augen an. "Die Blutentnahme hat ergeben, dass deine Werte wieder halbwegs in Ordnung sind", fährt er fort und wirft einen Blick in die Papiere vor sich. "Das ist gut, schätze ich", erwidere ich, weil ich das Gefühl habe, dass ich etwas antworten sollte. "Darf ich fragen, weshalb du so viele Schmerzmittel genommen hast?", fragt er sachlich. "Hatte keinen besonderen Grund", antworte ich schulterzuckend. Er hebt prüfend eine Augenbraue. "Naja, wofür nimmt man Schmerzmittel? Mir ging es eben nicht so gut, weiter nichts", füge ich kleinlaut hinzu, was natürlich totaler Blödsinn ist. Jeder Blinde kann sehen, dass ich mich vollkommen grundlos mit Aspirin, Ibuprofen, Paracetamol und Dolormin vollstopfe. Ich versuche verzweifelt, etwas in mir abzutöten, dass sich nicht so einfach töten lässt. Aber mein Kopf ist vollkommen vernebelt und das ist so schön. Ich kann es nicht vernichten. Aber ich kann meinen Verstand soweit ausschalten, dass ich zumindest eine Weile lang nicht mehr dran denken muss, nicht mal mehr kann, selbst wenn ich wollte.

2013/05/12


Da soll nochmal einer sagen, ich sei' faul.

2013/04/10

Why I would be the worst girlfriend ever

Personality Disorder Test Results
Paranoid |||||||||||||||||||| 86%
Schizoid |||||||||||| 46%
Schizotypal |||||||||||||||||| 78%
Antisocial |||||| 26%
Borderline |||||||||||||||||||| 90%
Histrionic |||||||||||| 46%
Narcissistic |||| 14%
Avoidant |||||||||||||||||||| 82%
Dependent |||||||||||||||||||| 86%
Obsessive-Compulsive |||||||||||||| 58%